1. Wann spricht man von Kappung?
Erklärt der Duden den Begriff „Kappen“ (oder Kappung) bei Bäumen mit „Beschneiden, Zurückschneiden oder Stutzen“, wird das Wort in der Fachliteratur weiter definiert.
Bereits die ZTV-Baumpflege, ein Regelwerk, in dem der aktuelle Stand der Technik beschrieben wird, spricht in der Ausgabe von 1987 bei einer gekappten Krone von einer Krone, die im Stämmlings- oder Grobastbereich ohne Rücksicht auf Habitus (natürliche Wuchsform) oder physiologische Erfordernisse abgesetzt wurde.
In der aktuellen ZTV-Baumpflege (Ausgabe 2006) wird Kappung als „umfangreiches, baumzerstörendes Absetzen der Krone ohne Rücksicht auf Habitus und physiologische Erfordernisse beschrieben. Gelegentlich werden auch die Begriffe „Stummelschnitt“ oder „Stutzen“ benutzt. Kappen bezeichnet folglich im Wesentlichen den Vorgang, eine gesamte Krone, einzelne Kronenteile oder einzelne Äste stark einzukürzen. Der Definition entsprechend verbleiben dabei Aststummel, deren Versorgung nicht gesichert ist.
Durch Kappungen wird das Versorgungssystem des Baumes und der Kronenaufbau beeinträchtigt oder zerstört. Unterhalb der Kappstellen können Versorgungsschatten entstehen. Die Bäume reagieren mit verstärktem Wachstum, um das verlorengegangene Gleichgewicht zwischen Wurzel und Krone wiederherzustellen. Seitlich der Kappungsstellen wachsen zahlreiche Ständer, die sich im Laufe der Zeit gegenseitig auseinander drücken und instabil werden. Verstärkt wird das Bruchrisiko durch eindringende Pilze und fortschreitende Fäule im Zentrum der ehemaligen Kappungsstelle.
Nach einer Kappung muss die Krone wieder aufgebaut werden. Da ein Großteil dieser entfernt wurde, bedarf es einer langfristigen Pflege, um das Gleichgewicht wiederherzustellen und eine stabile Krone aufzubauen. Kappungen sind keine fachgerechte Maßnahme. Wer sie durchführt, muss mit Schadenersatzforderungen rechnen, unter Umständen auch wegen nicht fachgerechter Beratung. Als Folge von Kappungen werden nicht nur Bäume zerstört. Auch die nachfolgenden Maßnahmen kosten oft mehr als das Drei- bis Vierfache der Kosten für eine fachgerechte Baumpflege.
Das Kappen von Bäumen ist absolut nicht dazu geeignet, einen Baum sicherer zu machen. Kappungen haben fast nur negative Folgen. Sie können lediglich als gravierender Eingriff in den Organismus und das Gesamtsystem Baum bewertet werden. Die erhofften positiven Effekte bleiben in der Regel aus. Auch der Wunsch vieler privater Baumbesitzer, durch eine Kappung weniger Blattmasse zu erreichen, wird nicht erfüllt. Innerhalb kurzer Zeit entstehen zahlreiche Neuaustriebe, an denen nahezu die gleiche Blattmasse entsteht (es gibt keinen lebenden Baum ohne Blätter).
Nach der ZTV-Baumpflege (Ausgabe 2006) dürfen Kappungen nicht mehr durchgeführt werden. Sie schaden dem Baum und können nicht als Baumpflege bezeichnet werden.
Nicht verwechselt werden dürfen Kappungen mit Kronensicherungsschnitt, Kopfschnitt oder Einkürzung von Kronenteilen (Maßnahmen bei stark geschädigten, nicht mehr verkehrssicheren Bäumen).